Ein Bahnhof erlebt sein blau-grünes Wunder

Entwicklung Talachse Innenstadt: Ausschuss für Stadtentwicklung diskutiert Architektenidee für den Mühlener Bahnhof. Verwaltung präferiert Entwurf aus Essen.

Bildmontagen: DTP Essen
Bildmontagen: DTP Essen

Funktional ist er, aber nicht gerade eine Schönheit: Der Mühlener Bahnhof in Stolberg. Die Stadt möchte den für die innere City wichtigsten Bahnhof aufwerten und hat ihn darum zum Bestandteil des Entwicklungskonzepts Talachse Innenstadt erklärt.

 

Nach einem Planerworkshop im Juni haben drei Architektenbüros dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr und Umwelt erste Ideen für eine preisgünstige Verschönerung des Platzes vorgestellt. Nun hat die Verwaltung ihren Favoriten auserkoren: Das Büro Davids & Terfrüchte (DTP) aus Essen.

 

„Was einem zunächst auffällt, ist diese große Fläche im Bereich des Mühlener Bahnhofs“, beschrieb Martin Richardt von DTP vor dem Ausschuss seinen Eindruck. An der Größe dieser Fläche könne man jedoch nichts ändern – sie wird für die Busse gebraucht, die hierher tagtäglich hunderte von Schülern transportieren. Aber genau wegen der vielen Schüler gelte es, die Fläche zu strukturieren.

 

„Immer wieder kommt es auf dem Platz zu spannenden Situationen. Die Kinder rennen zum Bus, etwas fällt aus der Tasche, ein Kind muss zurückrennen und läuft wohlmöglich vor einen Bus.“ Durch breite Fußgängerstreifen könnte man die Situation entschärfen und eine optische Verbindung zum Bastinsweiher schaffen.

 

Als zweites sei ihm diese „extreme grüne Wand“ hinter den Gleisen aufgefallen, also der Grünstreifen zwischen den Gleisen und der Europastraße: „Wer nicht aus Stolberg ist, weiß nicht, dass er sich mitten in der Stadt befindet. Dahinter könnte die Welt auch zu Ende sein“, sagte Richardt scherzhaft. Grün war auch das Stichwort für das Farbkonzept, dass DTP sich für den Mühlener Bahnhof ausgesucht hat: eine „blaugrüne Codierung“. Richardt erklärte, was dahinter steckt: „Grün ist rund um den Bahnhof überall präsent. Das wollen wir ausbauen. Gleichzeitig wollen wir die Farbe Blau, die am Bastinsweiher und an der Vicht vorkommt, ins Bewusstsein rufen.“ Auch zu Stolbergs Geschichte gebe es einen Bezug, denn in Stolberg wurde gefärbt: „Die Blaustraße ist Zeuge der textilen Vergangenheit der Stadt.“ Und grün wird durch Oxidation das in Stolberg so wichtige Kupfer, wenn es mit Luft in Berührung kommt. „Stolberg ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Und mit einem zur Geschichte passenden Farbkonzept kann man auch für einen Ort wie den Mühlener Bahnhof eine identitätsstiftende Wirkung erzielen“, sagte Richardt. So stellte der DTP-Mann dem Ausschuss sein buntes Konzept vor. Es beinhaltet Farbverläufe von grün zu blau auf den Fußgängerstreifen, die vom Bahnsteig in Richtung Bastinsweiher führen. Diese dienen einerseits der Sicherheit, Stichwort Schülerverkehr. Andererseits sollen so Besucher der Kupferstadt, die sich orientieren müssen, direkt in die richtige Richtung gelenkt werden.

 

Auch neue, farblich passende Straßenlaternen sollen entstehen. Am Nord- und Südende soll der Platz vor dem Bahnhof mit einer Baumreihe von den Parkplätzen getrennt werden, „das gibt der Fläche mehr Raum.“ Den Essener Planern schweben Platanen vor: „Das sind kräftige, widerstandsfähige Bäume, die machen sich gut im Innenstadtbereich.“ Um den Mühlener Bahnhof besser an die Talachse Innenstadt anzubinden, soll das blau-grüne Farbkonzept auch durch passende Fahrbahnmarkierungen oder farbige Fassadenbeleuchtungen an der Rathausstraße erweitert werden. „So schafft man einen deutlicheren Bezug zur Stadt“, sagte Richardt.

 

Um nachts für ein besseres Sicherheitsgefühl zu sorgen und dem Bahnhof eine gewisse Spannung zu verleihen, sollen dem DTP-Konzept nach die Bäume beleuchtet werden. Tagsüber könnten blau-grüne Farbverläufe an den Glasscheiben der Bushaltestellen die Aufenthaltsqualität steigern.

 

Anders als einer seiner Mitbewerber verzichtete Richardt darauf, zusätzliche Sitzgelegenheiten auf dem Areal einzuplanen. „Wir wollen keine Ecken zum Rumlungern schaffen“, betonte er. Außerdem könne das Areal mit dem Bastinsweiher, sobald dieser fertig ist, ohnehin nicht mithalten, was den Charme angeht. Nur am Rande ging Richardt auf die restliche Entwicklung des Areals ein, die vor allem in privater Hand liegt: So plant der Eigentümer der Immobilien am westlichen Rand des Bushofs, dort studentischen Wohnraum zu schaffen. Auch die Ansiedelung eines kleinen Cafés steht im Raum.

 

Wie auch die anderen Architekten betonte Martin Richardt, dass das von der Verwaltung vorgegebene Budget von 65 000 Euro sehr knapp bemessen sei. „Dafür kann man nur einen Teil des Konzepts realisieren.“ Für 20 000 Euro mehr ließe sich aber die komplette Idee umsetzen, schätzt der Planer. Ähnlich hatten sich auch seine Mitbewerber geäußert: Für die Summe ließe sich nur ein Teil der Vorgaben (Beleuchtung, Gestaltung, Anbindung an die Stadt) umsetzen.

 

Ob der Bahnhof in der Innenstadt nun teilweise oder vollständig sein blau-grünes Wunder erleben wird, darüber muss die Politik nun entscheiden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung wird sich in seiner Sitzung am 21. September wieder mit dem Mühlener Bahnhof befassen und darüber entscheiden, ob die DTP-Pläne als Grundlage für die weitere Entwurfsplanung des Areals dienen sollen.

 

Quelle: Stolberger Zeitung / Nachrichten


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