Elektrifizierung ist in Sicht für die Euregiobahn

Ja zur Verlegung der Startbahn Merzbrück erwartet. IHK will mehr Güter auf die Schiene bringen. Verlängerung bis Breinig und über Walheim hinaus.

Vier Meter in die Tiefe reicht der Trog für das spätere Gleisbett im „Lehmsiefen“. Die Arbeiten am letzten Kilometer von dort bis zum Hauptbahnhof laufen bereits. Foto: J. Lange
Vier Meter in die Tiefe reicht der Trog für das spätere Gleisbett im „Lehmsiefen“. Die Arbeiten am letzten Kilometer von dort bis zum Hauptbahnhof laufen bereits. Foto: J. Lange

„Lehmsiefen“. Der Name ist Programm. Nicht nur weil die Stolberger Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) einen immensen Aufwand betreiben muss, um die Strecke der Euregiobahn durch dieses Sumpfgebiet nahe der Atscher Steinbachstraße führen zu können, sondern auch, weil bei wichtigen Besuchen es von oben reichlich Wasser gibt. Das war vor drei Wochen so, als der politische Beirat des Stolberger Infrastrukturunternehmens durch den Matsch stapfte, und das war gestern so, als die Spitze der Industrie- und Handelskammer zu Aachen, Präsident Bert Wirtz und Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer, sich über das Unternehmen und den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs im Hauptbahnhof informierten.


„Lehmsiefen“: Das Sumpfgebiet wird dann zu einem Synonym für eine hoffnungsvolle Entwicklung des Verkehrs von Personen und Gütern auf der Schiene. Im Stolberger Sumpf wird die Lücke im Ring der Euregiobahn geschlossen. Auf der alten Trasse, die Stolberg via Merzbrück und Alsdorf mit Herzogenrath und Heerlen verbindet. Der Termin dafür steht: Mit dem Fahrplanwechsel im Juni 2016 fährt die Euregiobahn wieder auf der traditionsreichen Strecke von 1870. 1984 wurde der Personenverkehr eingestellt, 1996 der Güterverkehr mit dem Ende der Zeche Emil Mayrisch in Siersdorf. Mit dem Projekt „Lehm­siefen“ wird auch dieser Ort ebenso wieder zu einem Ziel für die Euregiobahn wie ein Anschluss von Baesweiler. „Jede reaktivierte oder neu gebaute Schienenstrecke ist wichtig für die Region“, sagt Bert Wirtz.


Siersdorf und Baesweiler ist für die IHK ebenso von Bedeutung wie der Anschluss von Breinig und darüber hinaus von Walheim bis zur Grenze und weiter über Raeren nach Eupen. Michael F. Bayer möchte mehr Menschen und mehr Waren auf der Schiene befördert sehen. „Wir bekommen jetzt ein wunderschönes Autobahnkreuz bei Aachen“, prognostiziert der Hauptgeschäftsführer. „Das wird bald schon wieder völlig überlastet sein“. Bis 2025 werde der Güterverkehr im Rheinland um 60 Prozent, der Gütertransitverkehr um 120 Prozent (im Vergleich zum Jahr 2004) steigen. Da bietet die Schiene aus Sicht der IHK Entlastung für die Straßen in Städten und Gemeinden. Für den Güterverkehr, weil die Autobahnen dem Aufkommen absehbar nicht mehr gewachsen sein werden und weil der Gleisknotenpunkt Aachen ein Engpass ist. „Für die Häfen an der Nordsee ist unsere Region das Hinterland“, erklärt Bayer. Hier werden Flächen gesucht, auf denen die angelandeten Waren weiter veredelt, konfektioniert und umverpackt werden können. Gute Aussichten für Güterverteilzentren: Neben dem Vorhaben in Düren wird Stolberg als möglicher Standort genannt. „Derzeit wird über den regionalen Konsens für diese Projekte verhandelt“, sagt EVS-Beiratsvorsitzender Axel Wirtz zur aktuellen Lage.


Zuschüsse in 2018/19 avisiert


Ebenso sieht die IHK in der Schiene eine günstige Alternative zum Individualverkehr, weil die traditionsreichen Strecken nah an den Siedlungen und Betriebsstätten verlaufen, und der Standard im Personenverkehr hoch ist. „Die Deutsche Bahn hätte ihre stillgelegten Strecken selbst nie reaktiviert“, meint Helmut Brandt. „Heute fährt sie mit ihren Zügen auf den Gleisen, die das Privatunternehmen erfolgreich reaktiviert hat“: Der Bundestagsabgeordnete im Beirat lobt den unternehmerischen Weitblick der EVS, die 1999 angefangen hat, die Strecken zu übernehmen und wieder in Betrieb zu nehmen. Das soll auch zwischen Stolberg-Altstadt und Breinig absehbar der Fall sein. Für 2018/19 rechnet Axel Wirtz mit Zuschüssen des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) für diesen Abschnitt.


„Nach den Sommerferien beginnen die Gespräche dazu mit dem NVR“, kündigt EVS-Geschäftsführer Thomas Fürpeil an. Der bestellt einerseits den Personenverkehr, andererseits ist er auch Zuschussgeber für die Infrastruktur. Eine Weiterführung der Vennbahnstrecke bis Walheim und darüber hinaus genießt für die IHK nicht nur aus Sicht des Personenverkehrs Bedeutung, sondern auch als Alternative zum „Eisernen Rhein“, der die Nordseehäfen eben mit der Rheinschiene verbindet. Gegen die Reaktivierung der alten Strecke gibt‘s Widerstand, und die Montzen-Route via Tongeren und Aachen-West ist überlastet: „Jede neue Gleisstrecke ist ein Zugewinn für die Region“, betont Bayer, der ebenso wie Bert Wirtz die Aufnahme des dritten Gleises zwischen Köln und Aachen in den Bundesverkehrswegeplan fordert.


Damit die neuen und bestehenden Strecken der Euregiobahn leistungsfähig und umweltgerecht betrieben werden können, haben sich EVS und NVR die Elektrifizierung auf die Fahnen geschrieben, die 2019 erreicht werden soll. Knackpunkt dabei ist die Landebahn des Flugplatzes Merzbrück. Dort kollidieren nahe der B 264 Sicherheitsaspekte des Landeanflugs mit denen der Oberleitung.


Entscheidung im Herbst erwartet


Eine Lösung dazu wird für diesen Herbst erwartet, so Axel Wirtz, wenn die zuständige Bezirksregierung Düsseldorf eine Verlegung der Start- und Landebahn voraussichtlich zustimmen wird. Dann ist der Abschnitt „Lehmsiefen“ schon bereit für die Oberleitung, denn bereits jetzt wird die Strecke für die Euregiobahn unter der Hauptstrecke zwischen Aachen und Köln ausreichend tief in die feuchte Erde gegossen.


Quelle: Stolberger Nachrichten / Zeitung


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