Tobias Röhm ist die ersten sechs Tage im Dienst, in neun Tagen tritt Robert Voigtsberger seine Aufgabe als neuer Dezernent an, und Dr. Tim Grüttemeier kann heute seinen 106. Tag im Amt als Bürgermeister zählen. Eine Gelegenheit für den 33-Jährigen, der in 19 Tagen Geburtstag feiern kann, auf die berühmten ersten 100 Tage seiner Amtszeit zu blicken.
Es sind gut drei Monate, in denen vielen bewegt und angelassen wurde, wegen oder trotz der „vielen Baustellen“, die Grüttemeier vorgefunden hat. Hinter den Kulissen des Ratshauses wurde viel besprochen und geplant. Herausgekommen ist eine „schlankere Struktur der Verwaltung“, wie Grüttemeier sagt und dem Personalrat dankt für die konstruktiven Gespräche und Zustimmung zu den umfangreichen Veränderungen. Ämter wurden konzentriert, Beigeordnete ausgeschrieben und gewählt und die Dezernate mit den Ratsgremien in Einklang gebracht. Es soll eine Struktur sein, die die Gestaltung der Zukunft Stolbergs einfacher machen soll.
Bei dieser Herausforderung freut es den Bürgermeister, das SPD und CDU sich schnell wieder als große Koalition gefunden haben, was breite Mehrheiten ermöglicht, aber ebenso den konstruktiven Dialog mit der Opposition. „So wurde es erstmals möglich mit einer gemeinsamen Liste alle Ausschüsse zu besetzen“, würdigt der Bürgermeister den respektvollen Umgang im Rathaus.
Breiter Konsens herbei geführt ist auch bei der Aufarbeitung der Jahresabschlüsse durch personelle und organisatorische Konsequenzen. Die Zahlen der Jahre 2011, 12 und 13 werden bis Ende April vorliegen. Im März 2016 wird Stolberg mit dem Jahresabschluss 2015 „endlich wieder“ im regulären Zeitrahmen liegen.
Vorbei sind auch die Sorgen mit dem Modellprojekt der AWO: Auf Süssendell wird das Heim für demente Senioren gebaut, für das Vorhaben einer Seniorenresidenz in Breinig ist ein Notartermin avisiert, für ein neues Seniorenprojekt am Kaiserplatz läuft bereits die Bauvoranfrage. Und zerschlagen wurden auch die letzten Knoten bei der Realisierung der Kunstrasenprojekte. In Breinig laufen die Arbeiten; am Glashütter Weiher sollen die Vorbereitungen in diesem Jahr begonnen werden und in Gressenich rollen im Frühjahr die Bagger an. Dort beginnt dann auch der Ausbau der Tagesstätte, an der Franziskusstraße werden die Außenanlagen angepackt und in Mausbach die Grundschule sowie auf den Friedhof Bergstraße die Trauerhalle saniert. Es sind auch Beispiele für die vielen angelassenen und kleine Dinge, die nach dem Wahlabend noch einmal unerwartet Impulse erhalten mussten, sagt Tim Grüttermeier, den neben seiner Kennenlern-Tour durch Kindergärten, Schulen und anderen städtischen Einrichtungen gleich in den ersten Tagen mit aktuellen Problemlagen der Stadt konfrontiert wurde. Beispielsweise das Hochwasser im Juli, im August die Komplettsperrung der Zweifaller Straße, die von drei auf eine Woche reduziert werden konnte, sowie immer noch aktuell die Sicherheitslage durch Einbrüche und Raubüberfälle im Stadtgebiet und insbesondere auf der Mühle. „Die Menschen haben Angst“, konstatiert Grüttemeier. Ansprechpartner ist dafür in erster Linie die Polizei. „Dort haben wir offene Ohren gefunden“, dankt der Bürgermeister für die gute Zusammenarbeit. Streifenwagen und Zivielbeamte patrouillieren, und die städtischen Ordnungskräfte sorgen für zusätzliche Präsenz.
Präsent sind noch immer die Beschwerden über eine mangelnde Versorgung mit schnellem Internet. Die Bedarfsabfrage dazu endet; die Auswertung läuft, und im Oktober sollen die ersten konkreten Aufträge zum Ausbau des Breitbandes in der Kupferstadt erteilt werden. Und noch in diesem Jahr soll ein öffentlicher Hotspot am Kaiserplatz als Vorreiter für ein kostenfreies Wlan-Angebot in der Innenstadt online geschaltet werden. Erste Zeichen gesetzt wurden im Schatten des Rathauses auch mit einer optimierten Pflege der Grünanlagen. In diesen Genuss sollen zukünftig alle Bezirke der Kupferstadt kommen. Ende Oktober will der Bürgermeister dem Stadtrat dazu ein neues Konzept für das Technische Betriebsamt präsentieren.
Neuen Schwung verliehen wurde der Wirtschaftsförderung. Äußeres Anzeichen der „Chefsache“ sind der Umzug des Amtes auf die „Chefetage“ im Rathaus und die Verstärkung des Teams um eine zusätzliche Mitarbeiterin ebenso wie die Auftaktveranstaltung des Stolberger Industrieforums zu einer verstärkten Vernetzung der Akteure. Doch bei allem Tempo der ersten 100 Tage „wurmt“ Tim Grüttemeier noch zwei Dinge besonders: „Ich würde es mir wünschen, dass es mit einer Vermarktung von Camp Astrid und dem Leerstandsmanagement für die Kupferstadt schneller vorangehen könnte“. Aber es gebe auch Dinge, die nur Schritt für Schritt zu einem Erfolg geführt werden könnten. „Wir arbeiten daran“, verspricht der Bürgermeister weiterhin „mit Spaß an der Sache“ zu sein.
„Ich habe bei meiner Amtsübernahme auch Baustellen geerbt.“
Tim Grüttemeier
„Einige Dinge kann man nur Schritt für Schritt zum Erfolg führen.“
Tim Grüttemeier