Immer mehr Firmen landen im Grünen!

Auf einmal füllt sich das Gewerbegebiet Camp Astrid. 13 von 23 Hektar sind noch frei. Neue Flächen für Betriebe geplant.

Die langfristige Projektidee eines regionalen Güterverteilzentrums haben die Stolberger nicht aus den Augen verloren. Der Wirtschaftsförderungsausschuss sichtete die Potenziale in Kombination mit Camp Astrid und Gewerbeflächen im Umfeld des Hauptbahnhofs.
Die langfristige Projektidee eines regionalen Güterverteilzentrums haben die Stolberger nicht aus den Augen verloren. Der Wirtschaftsförderungsausschuss sichtete die Potenziale in Kombination mit Camp Astrid und Gewerbeflächen im Umfeld des Hauptbahnhofs.

„Landen Sie bei uns im Grünen“, lautet der Slogan. Eine „Pusteblume“ gehört mit zum Logo. Das ist nun zehn Jahre her. 2005 startet die Kupferstadt mit der Vermarktung ihres neuen Gewerbegebietes, als die Brücke über die Bahnlinie ins Camp noch nicht fertiggestellt ist. 2007 sind zwei Firmen dort gelandet. Doch in den weiteren Jahren landen in der Tat mehr Löwenzahn-Samen als Käufer in dem 37 Hektar großen Waldgebiet mit 23 Hektar Gewerbeflächen. Vor einem Jahr sind es ein gutes halbes Dutzend Unternehmen, die das 1995 aufgegebene belgische Militärlager als Adresse gewählt haben.


Neues Vermarktungskonzept


Doch mittlerweile kommt richtig Leben ins Camp, auch wenn man es den vielen freien Flächen noch nicht so recht ansehen mag. „Audiovisuelle Schere“ nennt das Michael Eßers. Seit Ende vergangenen Jahres ist der Wirtschaftsförderer der WFG der Städteregion als Prokurist auch für die Vermarktung des Gewerbegebietes Camp Astrid engagiert. Auch wenn sich die meisten Anfragen bei der WFG nach Grundstücken auf den Nordkreis beziehen, so ist Eßers bemüht, die Stolberger Flächen stärker in den Fokus zu rücken. Gemeinsam mit Geschäftsführer Detlef Werry, Nathalie Malekzadeh und Birgit Baucke vom städtischen Wirtschaftsförderungsamt und einem neuen Vermarktungskonzept ist frischer Wind in die Ansiedlungspolitik gekommen. Nicht nur im neuen, sachlich-informativen Internetauftritt lässt sich nachlesen, dass die Akquise erfolgreich läuft, sondern auch vor Ort macht sich jetzt der Ausschuss für Wirtschaftsförderung ein Bild der aktuellen Lage.


Auf zwölf Unternehmen angewachsen ist der aktuelle Bestand zwischen dem Flämischen und Wallonischen Ring. Mit zwei weiteren Firmen – eine aus der Baubranche (1200 m2) und ein Catering-Unternehmen (1600 m2) – geht‘s in diesen Tagen zum Notar. Und für weitere sieben Interessenten sind Grundstücke fest reserviert; weitere knapp drei Hektar Gewerbeflächen stehen somit kurz vor der Vermarktung. Von einst 23 sind noch 13 Hektar Gewerbefläche frei disponibel, sagt Eßers.


Interessenten hat es im zurückliegenden Jahrzehnt zwar auch immer wieder gegeben, aber die Abschlüsse sind ausgeblieben. Wirtschaftliche Lage, Schwierigkeiten mit der Finanzierung, unentschlossene Inhaber oder fehlender Autobahnanschluss, so berichtet es Werry immer wieder, hat die Unternehmen von einer positiven Entscheidung abgehalten.


Aber mittlerweile ist Camp Astrid unter Gewerbetreibenden als interessanter Standort bekannt, berichtet Eßers von einem vielschichtigen Branchenspektrum: Metallbau, Tief- und Hochbau, Kraftfahrzeugwesen, Garten- und Landschaftsbau, Handel, Lebensmittelbranche, Gerüstbau oder Elektronik – eine abwechslungsreiche Mischung kleiner und mittlerer Unternehmen findet sich langsam im Camp Astrid ein. „Die haben wir vor allem deshalb im Blick, weil sie mehr Arbeitsplätze bieten als beispielsweise flächenintensive Logistikunternehmen“, sagt Bürgermeister Tim Grüttemeier. Und „längst nicht für jede Firma ist ein direkter Autobahnanschluss so entscheidend“.


Über dieses Thema möchten die Stolberger auch nicht mehr länger lamentieren, ist man sich im Ausschuss einig. Stattdessen sollen die Vorzüge des Gewerbeparks stärker betont werden, der mit seiner Lage nahe den Verkehrsachsen nach Eschweiler, Eilendorf und Verlautenheide ja auch ohne eigene Autobahnauffahrt durchaus gut erreichbar ist. Fast einzigartig im weiten Umfeld ist dagegen der direkte Gleisanschluss des Gewerbegebietes – ein Standortvorteil, der bei der weiteren Akquise durch WFG und Stadt zielgerichtet vermarktet werden soll.


Vorreiter mit Kataster


Immerhin liegen direkt an der Hauptstrecke der DB zwischen Köln und Lüttich vier Hektar Gewerbefläche des Camps, die einst auch die belgischen Logistiker für den Umschlag von Gütern von der Schiene auf die Straße genutzt haben. In direktem Zusammenhang nennt Grüttemeier auch den Bezirk 5 des Stolberger Hauptbahnhofs. Zwölf Gleise mit jeweils rund 500 Metern Länge sowie eine Siloladestation stehen dort bereit und werden bereits von der EVS logistisch genutzt. Weitere 25 Gleisstränge sind in zwei anderen Bezirken für den Gütertransport vorrangig reserviert. Das Projekt eines regionalen Güterverteilzentrums ist zwar nicht aus den Augen verloren, sagt der Bürgermeister, jedoch auch nicht schon morgen realisierbar. „Aber wir haben es im Blick und halten nach Investoren Ausschau“, verweist Grüttemeier auf ein „großes Potenzial weiterer Gewerbeflächen“ im Umfeld des Hauptbahnhofes bis hin zur Eschweilerstraße. Es sind Potenziale für die zukünftige Prosperität der Kupferstadt. Denn eine Ära ohne eigene freie Gewerbeflächen soll es in der Kupferstadt nicht mehr geben. Eine solche Schere hatte es vor einer Dekade nach dem Volllaufen des Gewerbegebietes in der Steinfurt bis zur Erschließung von Camp Astrid gegeben und ebenso dazu beigetragen, dass Stolberg bei der Ansiedlung neuer Arbeitgeber und der Realisierung von Expansionswünschen bestehender Betriebe zurückgeworfen wurde. Deshalb ist an diesem Tag auch die Planung des zukünftigen Gewerbegebietes auf dem Zincoli-Gelände ein Thema. Nachdem der Stadtrat dem Strabag-Einzelhandelsprojekt zugunsten der Wiederbelebung der Innenstadt eine Absage erteilt hat, ist die Verwaltung selbst in die Gewerbegebietsplanung eingestiegen. Gutachten zum Immissionsschutz haben jetzt aufgezeigt, dass Gewerbe und die Pläne von einem privaten Investor im Bereich der bisherigen Tennishallen für ein inklusives Wohnprojekt in Einklang zu bringen sind, bestätigt Grüttemeier auf Anfrage unserer Zeitung.


Weitere Eckpunkte für die Nutzung der vier Hektar sollen Gewerbehallen als Erweiterung für das Dienstleistungszentrum sowie eine Expansionsfläche für einen Baumarkt sein. Details zur Bauleitplanung will die Verwaltung dem Stadtrat im August unterbreiten.


„Dann muss auch über eine Sanierung oder einen Abriss des Zincoli-Kamins entschieden werden“, erklärt der Bürgermeister, dass der Schornstein derzeit gewerblich nicht mehr nutzbar ist. Im Wesentlichen sollen sich aber auch die Flächen zwischen Mauerstraße und Schellerweg an kleinere und mittlere Unternehmen richten.


Denn an den übrigen Gewerbestandorten in der Kupferstadt gibt es bis auf ganz wenige Ausnahmen und bei einer minimalen Fluktuation keine freien Grundstücke mehr, erläutert Birgit Baucke. Das dokumentiert auch Sebastian Albring. Er hat im Rahmen eines Studienpraktikums die Basis für ein Gewerbeflächenkataster gelegt. Das Projekt, mit dem die Kupferstadt in der Städteregion eine Vorreiterrolle übernimmt, soll weiter ausgebaut und gepflegt werden.


Weiter gepflegt werden soll auch das Erscheinungsbild von Camp Astrid. Zur Verbesserung der Internetanbindung ist mit der EVS eine Einigung über die Nutzung von Leerrohren des Eisenbahn-Infrastrukturbetreibers erzielt worden, so dass ein Breitband-Ausbau einfacher möglich wird. Und an der Zufahrt soll eine Übersichtstafel aufgestellt werden, die die ansässigen Unternehmen einheitlich präsentiert, kündigt Michael Eßers an.


Interessanterweise sind im oberen Bereich des Camps nahezu alle außenliegenden Gewerbegrundstücke reserviert oder veräußert. Frei sind neben dem „Filetstück“ an der Bahnstrecke vor allem noch die mittleren zusammenhängenden Flächen, die auch eine Ansiedlung von Unternehmen mit größerem Flächenbedarf ermöglichen. „Wir werden uns schon bald Gedanken machen müssen, wie wir strategisch mit diesem Flächenpotenzial umgehen müssen“, sagt Grüttemeier. Derzeit deutet aber alles daraufhin, dass auch auf den großen „Inseln“ im Camp viele kleine und mittlere Unternehmen vielfältige Arbeitsplätze schaffen werden.


Der Gewerbegebiet im Netz

www.camp-astrid.de


Quelle: Stolberger Nachrichten / Zeitung, Artikel und Foto von Jürgen Lange


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